++ [Artikel zu Naturschutz] ++

 

08.05.2007


Illegale Wildfütterung: BUND solidarisch mit Tierschützern

 

Dialog statt Aggressivität!

 

Der BUND Südpfalz erklärt sich in dem durch RHEINPFALZ-Berichterstattung öffentlich gewordenen Konflikt zwischen Tierschützern und einigen Jägern solidarisch mit den zu Unrecht ungewöhnlich massiv attackierten, hoch motivierten, äußerst sachkundigen und keinesfalls fundamentalistischen  Tierschützern.
Diese kämpfen unter klarer Distanzierung von illegalen Methoden für die Einhaltung des geltenden Jagdrechts, das offenbar erheblich unter Umsetzungsdefiziten zu leiden hat. Sie erbringen damit eine Leistung, die ein zunehmend „verschlankter“ Staat  -  auch in anderen Bereichen von Natur und Umwelt  -  nicht mehr zu erbringen in der Lage ist.

 

Der BUND ist überzeugt, dass die Natur Jagd und Jäger braucht; er weiß die zahlreichen Naturschutzaktivitäten vieler hegender und pflegender Jäger durchaus zu schätzen. Es geht jedoch nicht an, dass ein Tierschützer, bloß weil er sich für die Wahrung geltender Rechtsnormen einsetzt, dem Vernehmen nach unter polizeilichen Stalkerschutz  gestellt werden muss.
Ja, es soll nach glaubhafter Schilderung eines Betroffenen vorkommen, dass er, sobald er im Wald ins Visier eines Jagdscheininhabers gerät, alsbald von mehreren per Handy verständigten Jagdkollegen umzingelt wird und sich massiven verbalen und physischen Drohungen und Übergriffen ausgesetzt sehen muss.
Das Andauern solcher, eher einst im Wilden Westen verbreiteten Methoden der Auseinandersetzung wäre für unseren Rechtsstaat bei Leibe kein Ruhmesblatt.

 

Fütterungsverbot und Kirrungsverordnung haben eine allgemein einsehbare naturschützerische Begründung. Sie wirken der zunehmenden „Verhausschweinung“, das heißt der Domestizierung und Degradierung unserer Wildtiere zu Haustieren entgegen. Außerdem erinnern sie an Jagdgepflogenheiten des dekadenten Adels vergangener Jahrhunderte. So tragen z. B. fütternde und kirrende Jäger mit zu dem nur schwer einzudämmenden Überbesatz an Wildschweinen bei, indem sie die massenhaften Vermehrung von Frischlingen auslösen, die sonst durch den natürlichen Ausleseprozess kurz gehalten würden.

 

Derart unbelehrbare Vertreter der Jägerschaft konterkarieren die Bemühungen anderer Jäger, die konsequent ihre Abschusspläne erfüllen, damit einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz leisten und einer Verarmung der Pflanzenwelt entgegenwirken.

 

Wer Gesetze einzuhalten bereit ist, muss nicht aggressive Geheimniskrämerei betreiben. Der BUND erwartet daher von der organisierten Jägerschaft in deren eigenem Interesse Dialog statt unerträglicher und unverantwortlicher Formen von Feindseligkeit. Im Sinne von Dialogbereitschaft wären etwa gemeinsame Kontrollen  -  zur Isolierung so genannter „schwarzer Schafe“ und als vertrauensbildende Maßnahme zwischen gesellschaftlichen Gruppen, die die Liebe zur Natur eigentlich eng verbinden sollte.

 

Quelle: BUND Kreisgruppe Südpfalz


Öffentliche Stellungnahme der o. g. ehrenamtlichen Tierschützer zu dieser Thematik:

 

Sehr geehrte Damen und Herren,                                                           07.05.2007

 

wir, Dr.Bettina Volpe, Dr. Gunter Bleibohm und Willi Schuppert, möchten Bezug nehmen auf den Artikel in der Rheinpfalz am 3.05.2007, in dem uns von Seiten der Jägerschaft rechtswidrige Handlungen, Manipulationen und das Verbreiten von Unwahrheiten unterstellt werden.

Wir sind ehrenamtlich in großen Tier-, Natur- und Umweltschutzorganisationen tätig, opfern unsere Kraft, Energie und Freizeit für diesen äußerst ernsten und sensiblen Themenbereich.

Durch solche Äußerungen und Vorwürfe sowie diese Art der Darstellung unserer Arbeit in der Presse sehen wir unser ehrenamtliches Engagement in der Öffentlichkeit durch die Jäger diffamiert. Überhaupt sehen wir die ehrenamtliche Tätigkeit als solches dadurch im allgemeinen in äußerster Gefahr.

Wie schon mehrfach betont sind wir in weiten Teilen Europas gegen Jagdvergehen an Zugvögeln im Einsatz, wobei wir auch für die EU recherchieren.

 

Bei unserem Tun und Handeln zur Aufdeckung und Anzeige von Kirrvergehen haben wir stets auf allen Ebenen die zuständigen Behörden mit einbezogen:

die Oberste Jagdbehörde in Mainz (Ministerium für Umwelt und Forsten), Herr Erhard,

im Schriftverkehr mit Frau Ministerin Margit Conrad,

weiterhin in Gesprächen mit Landrat Dr. Fritz Brechtel, Germersheim am 2.4.07,

und mit der Oberen Jagdbehörde, Strukturgenehmigungsdirektion in Neustadt (Herr Assam, Herr Schall) am 3.4.07,

sowie alle zuständigen Beamten der Kreisverwaltungen Bad Dürkheim (Herr Schlüter), Landau (Herr Lutz) und die Kreisjägermeister,

dabei unsere Arbeit offen dargelegt, um rechtliche Unterstützung und Rat gebeten, auch bei Fragestellungen wie, was wir im rechtlichen Rahmen dürfen und was nicht, da wir niemals gegen geltendes Recht verstoßen würden.

Da es sich in Bezug auf das Waldbegehungsrecht unserer Meinung nach um einen Präzedenzfall handelt, der in dieser Form so noch nicht da gewesen ist, sind hier noch ein paar wenige Fragen offen geblieben. Wir haben darum gebeten, uns schriftlich zu informieren unter Nennung der entsprechenden Gesetzesparagraphen das Waldbegehungsrecht betreffend und hier insbesondere unter Berücksichtigung des korrekten Verhaltens an Wildfütterungsstellen.

 

Weiterhin haben wir alle Verstöße immer sofort den Unteren Jagdbehörden in Bad Dürkheim (Herr Schlüter), Germersheim (Herr Sutter) und Landau (Frau Schumacher) angezeigt, Rücksprache gehalten und persönliche Begehungen mit den o.g. Personen vor  Ort durchgeführt. Auf Anraten von Herrn Assam suchten wir offene Gespräche mit den Kreisjägermeistern, die sich auch als sehr konstruktiv und erfolgreich erwiesen, insbesondere mit Herrn Mann (Bad Dürkheim). Leider zeigte sich Herr Kreisjägermeister Keller (Kreis Germersheim) wenig kooperativ und kaum interessiert an unserem Anliegen, obwohl ich, Willi Schuppert, ihn persönlich angesprochen habe und anbot, ihm unsere Bilder zu zeigen.

Auch haben wir den rheinland-pfälzischen Jagdverband angerufen, die Problematik erläutert und um Hilfe gebeten. Die Antwort war jedoch sehr unbefriedigend, da sie lautete, schwarze Schafe gäbe es leider überall.

Da die Kreisjägermeister Ehrenbeamte und Berater der Unteren Jagdbehörden sind, wäre es eigentlich ihre Aufgabe, ab und zu Kontrollen in dieser Hinsicht vorzunehmen. Dann bräuchte nicht  "jeder Hinz und Kunz Kontrolleur zu spielen" (Zitat Rheinpfalz am 3.05 07) und im Wald auf illegale Kirrstellen zu stoßen.

 

Wenn Herr Kreisjägermeister Keller uns vorwirft, "gegen das Jagdrecht zu verstoßen" (Rheinpfalz 3.05.07), weiß er scheinbar mehr als die Oberste, Obere und Untere Jagdbehörde und möge uns dies bitte per Gesetz und genauen Paragraphen darlegen, welche wir dann auch selbstverständlich befolgen würden.

Nicht verständlich dagegen  ist - da die Jäger ja als offiziell anerkannte Naturschützer gelten - die Aussage des Jagdverbandes, Zitat: "Der Jagdverband werde aber auch Klagen der Jäger gegen die Tierschützer unterstützen." (Rheinpfalz 3.05.07). Im Gegenteil müsste er uns behilflich sein, die so genannten schwarzen Schafe in der Jägerschaft von den wahrhaft hegenden und pflegenden, verantwortungsbewussten Jägern zu selektieren, deren guter Ruf und Name durch deren Machenschaften in den Schmutz gezogen wird.

 

 

Wir möchten nochmals festhalten, dass wir in diesen Angelegenheiten keine Personen, sondern immer nur die Missstände und Verstöße anzeigen und dieses ist eindeutig  politisch gewollt.

Wir zitieren nochmals wörtlich die "Rheinpfalz", 3.5.07: "Die Landesregierung befürwortet grundsätzlich das Engagement von Bürgern bei der Aufdeckung von Missständen. Das gilt selbstverständlich auch im Hinblick auf die Vorgaben der Landesverordnung über die Fütterung und Kirrung von Schalenwild."

 

 

Anliegen und wichtigster Punkt dieses Schreibens ist folgender:

Wir möchten uns in aller Form davor verwahren, in der Öffentlichkeit in ein schiefes Licht gerückt zu werden. Wie schon vormals in vielen Schreiben betont, distanzieren wir uns von jeglicher Illegalität.

Wir haben niemals weder manipuliert, verfälscht oder falsch dargestellt noch gegen das Jagdrecht verstoßen.

Wir bitten stets die zuständigen Behörden, uns über die bestehenden Gesetze,  z.B. bezüglich des Jagd- und Waldbegehungsrechts, zu informieren. Wie letzteres genauestens auszulegen ist, wäre für die Zukunft unbedingt  zu klären, auch im Interesse der übrigen Bürger.

Es kann nicht sein, dass ehrenamtliche Mitarbeiter öffentlich derart angegangen werden, gerade was so einen wichtigen und sensiblen Bereich wie den Tier-, Natur- und Umweltschutz betrifft, dass wir, die wir nach besten Wissen und Gewissen handeln, darüber hinaus noch unlauterer Methoden verdächtigt werden.

Wir bitten Sie, dieses Schreiben als ein allgemein gültiges Statement unsererseits aufzufassen. Es soll ein für allemal unsere absolute Integrität und Gesetzestreue unterstreichen.

Abgesehen davon, dass wir mittlerweile Bedrohungen ausgesetzt sind, was schon schlimm genug ist, steht unser guter Ruf und Name auf dem Spiel. Wir können nicht tolerieren, dass unsere Arbeit in dieser Art in den Schmutz gezogen wird.

Wir bitten hiermit alle zuständigen Behörden, uns beim Umsetzen der von politischer Seite gewollten Gesetzeslage der Landesregierung zu unterstützen und zu einer Verständigung und Einigung beider Seiten beizutragen.

 

Letztendlich darf jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass wir grundsätzlich etwas gegen Jagd und Jäger hätten, solange sie ihren Aktivitäten gemäß der rechtlichen Bestimmungen nachgehen und sich an ihren oft selbst gern zitierten Ehrenkodex halten.

 

Ein weiterer großer Naturschutzbund hat die bestehende Problematik erkannt und möchte uns diesbezüglich seine Unterstützung anbieten.

 

 

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Bettina Volpe

Dr. Gunter Bleibohm

Willi Schuppert


Falls Sie Fragen haben, einfach anrufen. 

Kontaktadresse: BUND Regionalbüro Pfalz

oder senden Sie uns ein E-Mail: [email protected]

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